Geschichte

Was schwach ist, das hat Gott erwählt - 1. Kor. 1,27

Gott macht mit schwachen Menschen einen Anfang in Bobengrün und bei der Pfingsttagung.

 

1914, die Pfingsttagung beginnt in Haueisen

In großer Schwachheit macht Gott einen Anfang. In der kleinen Waldsiedlung Haueisen, etwa10 km von Bobengrün entfernt, liegt der junge Martin Glotz gelähmt in seinem Bett. Der Evangelist Johannes Seitz aus Württemberg besucht öfters seinen Bibelboten Georg Kießling in Haueisen und hält dabei Bibelstunden. Martin und einige andere kommen zum Glauben. Es entsteht ein Bibelkreis beim Martin, der eine geistliche Ausstrahlung hat. Sonntags besuchen ihn gerne abwechselnd seine Freunde vom CVJM aus Naila, Hof, Münchberg und Bayreuth. Sie lesen die Bibel, singen und beten miteinander. Da kommt der Martin auf die Idee: „Kommt einmal alle miteinander zu mir, wenn die Blumen blühen und die Vögel singen - kommt an Pfingsten!“ Und sie kommen von Naila, Hof, Münchberg und Bayreuth. 36 an der Zahl. Dies ist die erste CVJM-Pfingsttagung 1914 in Haueisen beim kranken Martin. Alle sind von diesem Treffen ganz erfüllt und sagen: „Das machen wir jedes Jahr wieder!“ Immer mehr junge Leute kommen zu diesem Treffen.

Anfang der 20er Jahre finden viele junge Leute in Bobengrün zum Glauben. Auch sie besuchen die Tagung in Haueisen und kommen ganz begeistert zurück. Später in den 30er Jahren hält der CVJM Naila die Pfingsttagung an seinem Waldheim bei Naila ab, bis das Hitlerregime das Treffen 1937 verbietet.

 

1946, die erste Pfingsttagung in Bobengrün

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ist große Not im Lande. Viele stehen vor dem Nichts und haben keine Hoffnung. Da sagt der Bäckermeister Hans Hägel: „Jetzt müssen wir missionieren!“ Bei der amerikanischen Militärregierung besorgt er sich eine Sondergenehmigung und missioniert mit seinen jungen Leuten im Frankenland. Ein stehengebliebener Militärlastwagen dient als Fahrzeug. Auf Marktplätzen und in Sälen, mit Posaunen und Gitarrenmusik lädt er die Leute zur Umkehr zu Gott ein. Am Schluss seiner markanten Reden ruft er: „Kommt alle an Pfingsten nach Bobengrün!“ Und sie kommen - 400 Teilnehmer. Die Gäste werden mit großen über die Straße gespannten Transparenten begrüßt. "Pflüget ein Neues, weil es Zeit ist, den Herrn zu suchen" (Hosea 10,12), steht drauf. Quartiere gibt es in den Scheunen auf Heu und Stroh. "Morgentoilette" ist am frischen Bach, und Hans Hägel die Hausfrauen kochen Kartoffelsuppe in ihren Waschkesseln. Das ist die erste Pfingsttagung 1946 in Bobengrün. Der Ablauf der Tagung ist der gleiche, wie bei den Pfingsttagungen damals in Haueisen beim kranken Martin: Wort Gottes, Singen und Beten.

Die Tagung wird größer. Immer mehr Leute kommen von überall her. In den 50er Jahren gründet Pfr. Gerhard Hägel mit etwa fünfzehn jungen Theologen die "Bobengrüner Bruderschaft". Sie wählen geeignete Redner und Themen aus und geben der Tagung die geistliche Linie in einer Zeit theologischen Umbruchs. Mit dem Werbeslogan „Ein Treffen im Wald unter Gottes Wort" wird in Zusammenarbeit mit dem CVJM-Landesverband, den Fackelträgern und vielen Mitarbeitern die Tagung als volksmissionarische Veranstaltung ausgerichtet.

 

Der Ullr, das Pfingsttagungs-Festabzeichen aus Holz

Nach dem Zweiten Weltkrieg fahren einige Jungen von Bobengrün auf eine Bibelfreizeit in die bayerischen Berge und kommen begeistert zurück. Sie erzählen dem Hägels Hans von der schönen Bergwelt und den packenden Bibelarbeiten des Karl Schmid. Der ist voller Freude und entdeckt an ihren Hosen ein Mitbringsel, eine Medaille an einem Lederband. Darauf steht das Wort Ullr. Keiner weiß, was das bedeutet. Doch beim Hägels Hans zündete das, und er sagt spontan: „So einen Ullr aus Holz machen wir für die Pfingsttagung als Festabzeichen mit dem Tagungsthema drauf.“ Das war die Geburtsstunde vom Ullr. Seitdem gehört der Ullr zur Pfingsttagung, der an Einkaufskörben oder im Auto baumelt und so für Gott und die Pfingsttagung wirbt.

 

Die Grenze ist offen, die Pfingsttagung wächst

Die Berliner Mauer ist gefallen. Die Grenze zur ehemaligen DDR ist offen. Bobengrün ist an Pfingsten im Ausnahmezustand. Unzählige aus dem Osten kommen unangemeldet zur Pfingsttagung. Alle Gartenhäuser und freien Zimmer werden belegt. Wir halten sie alle von Kosten frei und werden bis heute dafür sehr belohnt. Viele von dort kommen jährlich zur Pfingsttagung. Allein von Chemnitz kommen 130 Dauerteilnehmer 2019. Ein großer Teil von ihnen hat heute einen festen Platz als Mitarbeiter und Helfer bei der Pfingsttagung. Gott hat uns reich beschenkt und das verbunden, was zusammengehört.

 

Gott macht aus Chaos Neues

Der Orkan Kyrill wütet im Januar 2007 durch Deutschland. 47 Tote. In einer Nacht legt er alle großen Fichtenbäume des Tagungsgeländes um. Ein Chaos. Unmittelbar, links und rechts vom Blockhaus krachen zwei schwere Bäume nieder. Das Kleine Blockhaus bleibt wie durch ein Wunder total verschont. Viele helfen uns bei den Aufräumarbeiten. Bagger planieren das Gelände und legen 8 Tage vor Pfingsten einen Hackschnitzelteppich. Wir können bei herrlichem Wetter und buchstäblich offenem Himmel die Tagung halten. Unser Förster pflanzt 139 Bäume. Gott macht aus dem Chaos eine einzig- artige Naturarena, schöner als vorher. Platz für viele, wo Gott und sein Wort die Mitte bleiben mögen.

 

 

Einige Erlebnisse von der Tagung

"Die Pfingsttagung ein besonderes Erlebnis"

So erleben es zwei Jungverliebte aus Plauen. Den Frankenwald wollten sie an Pfingsten etwas kennen lernen. Zufällig kommen sie an Bobengrün vorbei. Die vielen Autos! Da muss was los sein, denken sie. Neugierig gehen sie mit den vielen Leuten in Richtung Wald. Dort finden sie einen Platz im Tagungsrund. Obwohl da "nichts los" ist, werden sie diesen Tag nicht vergessen. Sie schreiben uns: „Wir waren auf der Pfingsttagung. So etwas haben wir noch nie erlebt. Bitte schicken Sie uns alle CDs von diesem Treffen.“

 

Das Kreuz auf dem Berg

Peter Hahne hält die Gottesdienstpredigt vom Kreuz Christi. Am Schluss ruft er: „Das Kreuz gehört zur Pfingsttagung! Wie wär's, ein Kreuz drüben auf dem Berg!“ Bereits zur Nachmittagsversammlung haben unsere Techniker ein Kreuz aus Bühnenelementen dort aufgestellt. Seitdem steht das Kreuz drei Wochen vor Pfingsten auf dem Berg und lädt zur Pfingsttagung ein.

Ein Mann wird bei der Ansprache von Hans Peter Royer von Gott zum Glauben aufgerufen. Doch er kann die Botschaft nicht fassen. Als er am Abend das beleuchtete Kreuz im Dunkel sieht, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Er kommt zum Glauben an Jesus.

Eine Woche nach Pfingsten wird das Kreuz abgebaut. Auf dem Weg dorthin trifft ein Mitarbeiter von uns eine junge Frau, gelähmt im Fahrstuhl. Ein Motorradunfall war`s. Sie sagt: „Jetzt kommt es weg, das Kreuz. Jeden Tag fahre ich hier an diesen Platz und schaue auf das Kreuz. Es gibt mir Kraft“, und sie fügt leise hinzu „und jetzt kommt es weg.“

 

Beten bringt Segen

Ein Pastor einer Freien Gemeinde aus Hessen ruft uns an: „Unsere Jugend kommt immer mit großer Begeisterung von der Pfingsttagung zurück. Die Gemeinde freut sich sehr darüber. Sie betet das ganze Jahr für die Pfingsttagung.“

Ein junges Ehepaar sagt uns: „Die Pfingsttagung ist uns zum großen Segen geworden. Wir möchten, dass dies auch viele andere erfahren. Deshalb fasten wir acht Tage lang vor Pfingsten und beten für die Tagung.“

Sechsmal im Jahr, treffen sich Christen unterschiedlicher Prägung aus dem Frankenwald zum Gebet für den Frankenwald und für die Pfingsttagung. Gott macht aus der geistlichen Vielfalt einen großen Reichtum und willige Mitarbeiter für Gottes Reich und für die Pfingsttagung.

Ein Jugendleiter aus Chemnitz, der mit seinen jungen Leuten zur Tagung kommt, schreibt: „Obwohl es jedes Jahr immer das Gleiche ist, hat mich die Tagung nie enttäuscht. Ich habe viel mit und für euch gebetet und war sicher nicht allein. Ich denke, Gott hat eine große Freude an dieser Tagung.“

 

Gott ruft Menschen

Ein Mädchen schaukelt oben hinter den Felsen in ihrer Hängematte. Von der Predigt unten am Podium bekommt sie nichts mit. Doch am Schluss der Predigt ruft der Prediger Bruno Herm laut: „Ist denn niemand da - ist denn niemand da, der sein Leben ganz für Jesus hergeben will?“ Das schlägt ein in die Hängematte und in ihr Herz. Sie steigt aus der Hängematte aus, spricht mit dem Prediger, besucht eine Bibelschule, geht zur Kindermission und erzählt Kindern jetzt von Jesus.

Ein Mitarbeiter von uns räumt nach Pfingsten am Tagungsgelände auf. Ein Auto kommt und eine junge Frau steigt aus. Es kommt zu einem kurzen Gespräch. Da sagt die Frau: „Ich komme jetzt direkt von Papua- Neuguinea - und dass ich jetzt hier stehe, ist ein Wunder. Hier am Blockhaus hat mich Jesus in die Mission gerufen nach Neuguinea. Seit vielen Jahren arbeite ich dort als Missionarin unter Einheimischen. Ich hatte immer Sehnsucht, wieder einmal nach Bobengrün ans Blockhaus zu kommen, wo mich Jesus in die Mission gerufen hat. Aber ich hatte kein Geld. Doch in dieser Woche war das so stark, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ich habe meinen Koffer gepackt, fuhr zum Flugplatz und sagte der Dame am Ticketschalter: ‚Ich möchte einen Flug nach München und zurück, aber ich habe kein Geld.‘ Peinliche Stille. Plötzlich sagt der Mann in der Warteschlange hinter mir zu der Dame am Ticketschalter: ‚Diesen Flug übernehme ich.‘ Und so stehe ich jetzt hier.“ An jedem Jahresende bekommen wir einen Rundbrief von ihrer Arbeit.

 

Die Open-Air-Versammlung und das Wetter

Eine Familie aus Bayreuth ist auf der Autobahn unterwegs zur Pfingsttagung. Es gießt wie aus Kübeln. Umkehren? Sie fahren weiter. Und tatsächlich, in Bobengrün scheint die Sonne.

1950. Es regnet bei der Tagung ununterbrochen. Die Versammlungen müssen in den Bobengrüner Sälen und in großen Scheunen abgehalten werden. Karl Schmid ist unser packender Festredner. Er schreibt nachher: „Viel Regen, aber auch viel Segen.“ Ein Junge ist auf der Tagung tief angesprochen. Auf der Heimreise trifft er Karl Schmid an der Autobahnraststätte. In einem Gespräch mit ihm auf dem Grünstreifen der Autobahn wird er Christ und später Pfarrer.

Einmal geht während der Nachmittags-Festversammlung ein Wolkenbruch nieder. Die Versammlung muss abgebrochen werden. Trotzdem kann die Tagung zu Ende geführt werden. Für die Indiaca-Wettkämpfer ist diese Tagung allerdings unvergesslich. Der Boden ist total aufgeweicht. Es ist eine einzige große Schlammschlacht. Eine Frau schreibt uns eine Karte: „Ich habe für schönes Wetter auf der Pfingsttagung gebetet wie verrückt.“

Die Wettermeldung für Pfingsten ist schlecht. Alle wissen, das wird eine „Gummistiefeltagung“. Doch es scheint die Sonne! Mitten in der Tagung geht spontan Gunnar Götzel von Klingenthal aufs Podium und sagt. „Ich wiederhole die soeben gehörte Wettermeldung: ‚Regen von Italien bis Norwegen. Nur in Bayern, im Raum Hof, ist ein sogenanntes Sommerloch, da scheint die Sonne.‘“ Gunnar spricht anschließend ein Dankgebet.

 

Junge Leute erleben die Pfingsttagung

In Bobengrün ist für mich Großes passiert! Gott hat mir alles vergeben. Ich bin so dankbar! M.

Ich war dieses Jahr das erste Mal dabei und muss schon sagen, dass ich ganz schön überwältigt war. F.

Ich bin kriminell gewesen, habe Autos geklaut, war in der Drogenszene und kam auf der Pfingsttagung zu Jesus. Ohne Jesus kann ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen. F. aus Nordrhein-Westfahlen.

 

Wir danken Gott, was er uns allen mit der Pfingsttagung geschenkt hat.

79. Pfingsttagung: Samstag, 18. Mai – Montag, 20. Mai 2024